Freitagmorgen, 11 Uhr. Roman schiebt seinen Laptop zur Seite und schaut rüber zu mir. «Göm-mer zum Kafi?» «Jo, gömmer!» Schnell noch zu Andreas ins Büro schauen. Auch er freut sich sehr über die anstehende Pause. Eliane kommt später, sie muss noch dringend eine Transkription beenden. Zu dritt machen wir uns vom HPZ auf den Weg ins Fusion. Bei der Theke treffen wir auf die Kolleginnen und Kollegen aus dem Forschungslabor. Sie unterhalten sich bereits begeistert über die angekündigten herrlichen Schneeverhältnisse zum Wochenende. Wir, das ist die Gruppe von Prof. Andreas Vaterlaus aus dem Departement Physik, bestehend aus Forschenden, Fachdidaktiker*innen und dem Lehrspezialist*innen.
“Gömmer zum Kafi?”
Guillaume Schiltz,
Dozent & Lehrspezialist,
Laboratorium für Festkörperphysik, 8. April 2020
Auch Forschungsgruppen sind vom Notbetrieb betroffen. Nicht nur mussten ihre Labore heruntergefahren werden, auch soziale Gewohnheiten fielen plötzlich weg.
Zum alltäglichen Kaffee dazu kommt noch die Gruppe von Prof. Danilo Pescia, alles Forschende und ein Labortechniker, wie auch wir aus der Festkörperphysik. Im Fusion belegen wir zusammen nicht selten drei Tische. So vielfältig wie unsere Gruppe sind auch unsere täglichen Gesprächsthemen. Es geht dabei um Privates, um Hobbies, um Aktuelles aus der Forschung, um wissenschaftliche Probleme und um vieles mehr. Auch neue Gruppenmitglieder, Studierende und Gäste, finden hier Anschluss. Alle schätzen diese tägliche Austauschrunde sehr.
Am Montag, dem 16. März 2020, aber war alles anders. Das «Kafi» fand zum ersten Mal seit über zehn Jahren nicht statt. Die Gründe dafür sind bekannt. In den ersten Tagen nach dem Lockdown waren alle mit den notwendigen Umstellungen so beschäftigt, dass auch keine Zeit für eine Pause blieb. Die Stimmung war angespannt, teilweise fassungslos und auch ein wenig traurig. Doch die anstehenden Probleme bedurften schneller Lösungen. Bereits am Mittwoch merkte ein jeder von uns, dass es so nicht weitergehen kann. In einer Email schlug Eliane vor, unsere Kaffeepause doch ins Virtuelle zu verlagern. Schnell war in Zoom ein Gruppenkanal eingerichtet, Einladungen wurden verschickt, und bereits am Donnerstag, dem 19. März fand unser erstes virtuelles «Kafi» statt.
Seither treffen wir uns wieder täglich in gewohnter Runde und erfreuen uns am Wiedersehen und an unseren Gesprächen. Das Hauptthema der ersten Tage drehte sich natürlich um die Pandemie und wie wir damit umgehen. Recht bald jedoch fanden wir zu unseren vielfältigen Themen zurück. Neben Kochrezepten werden Einstellungswerte für die Vakuumpumpen weitergegeben. Über die Lehre wird diskutiert, und wir ärgern uns gemeinsam über ein abgelehntes Paper. Uns fehlen einzig der fachmännisch zubereitete Cappuccino und die freundliche Bedienung des Fusion Teams.
Für uns, wie sicher auch für alle Gruppen der ETH Zürich, ist es wichtig, bestehende Rituale weiter zu pflegen. Insbesondere mit der auferlegten Abschottung nimmt der persönliche Austausch einen zunehmend wichtigen Stellenwert ein. Gemeinsam werden wir diese schwierige und auch belastende Zeit überwinden. In der Gruppe geben wir uns den dafür nötigen Rückhalt.
Über den Autor
Womit ich im Moment am meisten Zeit verbringe: Freizeit ist leider immer noch Mangelware
Meine Lieblings-App: Zoom
Meine Buchempfehlung: Proving Einstein right (S.J. Gates, C. Pelletier), ein spannender Bericht über Astronomen, welche Anfang des 20. Jh. die Relativitätstheorie nachzuweisen versuchten.
Und wenn alles andere nicht hilft, heitert mich das hier wieder auf: Abends zusammen mit meiner Frau bei einem Glas Rotwein über Gott und die Welt diskutieren.
Meine Lieblings-App: Zoom
Meine Buchempfehlung: Proving Einstein right (S.J. Gates, C. Pelletier), ein spannender Bericht über Astronomen, welche Anfang des 20. Jh. die Relativitätstheorie nachzuweisen versuchten.
Und wenn alles andere nicht hilft, heitert mich das hier wieder auf: Abends zusammen mit meiner Frau bei einem Glas Rotwein über Gott und die Welt diskutieren.
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